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„Raum des Gedenkens" erhält neue Ausstellungsstücke
Tröbitz Briefe, Karten, e-Mails aus Israel sind im Hause der Familie Mann nichts Besonderes. Aber ein Paket ist doch die Ausnahme.
Gespannt war man auf den Inhalt. Es enthielt Bücher, ein Gebetsbuch, Kerzenständer und einen achtarmigen Kerzenleuchter, nicht für die Schrankwand, sondern zur Bereicherung der in Tröbitz bestehenden Ausstellung über den „Verlorenen Transport".
Mirjam Lapid, geborene Andriesse, ist eine Überlebende des Holocoust, die in Tröbitz aus dem „Verlorenen Transport" befreit wurde. Es war einer von drei Zügen, der aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen mit 2.500 geschwächten Häftlingen auf den Weg ins Ungewisse geschickt wurde. Die Odyssee endete mit der Befreiung am 23. April in dem kleinen Dorf Tröbitz.
Lange hat es gedauert, ehe Mirjam Lapid die Kraft fand an die Orte des Schreckens, aber auch der Befreiung zurückzukehren. 2007 war es dann soweit und die Familie begab sich auf eine „Tour der Erinnerung", die natürlich auch Tröbitz, den Ort der Befreiung, einbezog. Verwiesen wurden sie damals an Werner Mann, der sich intensiv dafür einsetzte, dass die Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten. Werner Mann und Mirjam Lapid waren damals beide Kinder, fast gleichaltrig, sind sich aber nicht bewusst begegnet. Schnell waren erste Berührungsängste überwunden und nach wenigen Stunden verließ die Familie Lapid Tröbitz in der Gewissheit neue Freunde gefunden zu haben. Ein intensiver Brief- und e-Mailverkehr entwickelte sich und man nahm Anteil am Leben der Familie in dem fernen Land. Ob es ein Wiedersehen geben wird, war damals nicht abzusehen. Groß war dann die Freude als Mirjam Lapid, diesmal auch in Begleitung schon der nächsten Generation, ihren Besuch anlässlich der Feierlichkeiten des 70. Jahrestages der Befreiung und der Eröffnung der Open-Air-Ausstellung, ankündigte. Eine große Reise für die inzwischen 82-Jährige und es kam zu einem Wiedersehen mit Freunden.
An diesem Tag besuchte sie auch die langjährige Ausstellung, die inzwischen ihr Domizil in der evangelischen Schule gefunden hat und dort vom Relegionslehrer Thomas Deffke und den Schülerinnen und Schülern nicht nur erhalten, sondern zu einer interaktiven Ausstellung entwickelt wird. Mirjam Lapid und die vielen anderen Besucher waren von diesem Vorhaben angetan. So kam es, dass sie sich entschloss einige Stücke für die Ausstellung beizusteuern und packte ein Paket, zum Beispiel mit einem achtarmigen Kerzenleuchter, der für das Chanukafest, meistens in der Weihnachtszeit genutzt wird. Jeden Abend wird dann eine Kerze mehr angezündet.
Im Paket waren auch Bildbände über Israel und Jerusalem mit einer Inschrift in gebrochenem Deutsch, wo sie sich an die Einwohner von Tröbitz wendet und ihnen dankt, dass sie ihre Häuser und Herzen geöffnet haben im April, 23, 1945 und die Erinnerung so viele Jahre gehalten haben. „Der 70. Jahrestag war besonders gefühlvoll für mich als Überlebende und für meine Familie. Vielen Dank Mirjam (Lapid) Andriesse, Kibbutz Tzora, Israel".
Relegionslehrer Thomas Deffke dankte für diese Geschenke, die, so sein Versprechen, nicht in der Vitrine verschwinden, sondern in die Hand genommen und in den Büchern geblättert werden können. Die Ausstellung wird auch in den Unterricht einbezogen, wenn es um Israel und das Judentum geht.
Besucher der Ausstellung werden so zum Beispiel gebeten einen Stein aus dem Korb zu nehmen und ihn beim Besichtigen in der Hand zu halten und Härte, Schmerz und Last zu fühlen, als Zeichen des Mittragens der Lasten und der Trauer. Nach dem Rundgang soll der Stein vor dem Stacheldraht abgelegt werden. Auf bereitliegenden Zetteln werden Gedanken und Gefühle niedergeschrieben und neben dem Steinhaufen abgelegt. Eine weitere Besonderheit ist, dass Schüler andere Schüler durch die Ausstellung führen.
Die evangelische Grundschule hat sich mit dem Projekt „interaktives Museum" um den „Franz-Bobzien-Preis" beworben, der insbesondere Projekte würdigt, die sich mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Deutschland auseinandersetzen. CW
Bild zur Meldung: Paket aus dem fernen Israel
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